Autor: Peter Dippold, Bilder Peter Dippold und Prof. Bernd Gussmann, Quellen: Folien Dr. Schumann, Website der Friedrich Weinbrenner Gesellschaft
Ein voller Erfolg war die Veranstaltung des Freundeskreises Lichtentaler Allee e.V. – Initiative Weltkulturerbe zum Wirken des badischen Baudirektors Friedrich Weinbrenner in Baden-Baden. Detailreich und mit viel unbekanntem Wissen angereichert präsentierte Dr. Ulrich Maximilian Schumann anschaulich, wie Friedrich Weinbrenner Baden-Baden umgestaltete und zur modernen Sommerhauptstadt des 19. Jahrhunderts machte. Im gut gefüllten Saal der Kulisse im Kurhaus Baden-Baden wurden nach und nach die wichtigsten Stationen des Wirkens anschaulich deutlich gemacht.
Voraussetzungen und Gründe
1801 bis 1826 wirkte Friedrich Weinbrenner nicht zuletzt auf Betreiben der Reichsgräfin von Hochberg als badischer Baudirektor im größer gewordenen Baden als Baudirektor, nachdem Baden ihn von Hannover, wo er kurzzeitig tätig war, abgeworben hatte. 1807 schrieb Friedrich Weinbrenner:
„Wenn es ausser der hiessigen Grosherzoglichen Residenz ein Ort in dem ganzen Grosherzogthum Baden verdient, daß von Seiten des Staats mit aller Aufmerksamkeit auf die Verschönerung der Baulichkeiten gesehen wird, so ist es Baden welche Stadt nicht nur allein schon als StammOrt des hiessigen Grosherzoglichen hohen FürstenHausses allgemein bekant, sondern auch durch ihre Heilquelle ebenso berühmd als durch ihre geographische schön und anmuthig Lage alle Rücksicht verdient da durch diesen Vorzug zugleich schon seit Jahrhunderten viele Freunde alljahrig aus allen Teilen Europas herbeyströmen.“
6. Oktober 1807
(Quelle: Vortragsfolie von Dr. Ulrich Maximilian Schumann)
Erstes neues Bäderviertel
Früh erkannte Friedrich Weinbrenner in Baden die Möglichkeit, seine Vorstellung von einer integrierten Stadtentwicklung in einer natürlichen Umgebung umzusetzen und für diese Zeit eine moderne neue Form der Stadtgestaltung zu entwickeln. 1801 bis 1804 entsteht mit der Antiquitätenhalle neben der Stiftskirche ein erstes Bauwerk für ein neues Bäderviertel, dessen Planung bis ins Jahr 1817 reicht.
1817 entsteht die Gesamtplanung für das erste Bäderviertel
Weitere Bauten wie das Palais Hamilton, vormalig Haus Maier, entstehen außerhalb der historischen Altstadt. Schon früh geraten wirtschaftliche Interessen der Hoteliers und der Anspruch Friedrich Weinbrenners an die Bewahrung des historischen Erbes in Konflikte, die keineswegs immer zugunsten der Bewahrung des baulichen Erbes ausgehen. Die alten Stadttore müssen dem Drang zur Expansion weichen, das Gesicht der Stadt ist im Wandel. Am Beuerner Tor entsteht 1821 ein Pferdebad.
Ab 1818 entstehen hölzerne Boutiquen im Bereich der heutigen Kolonnaden und ersetzen die Stände der fahrenden Händler, die sich dort niedergelassen hatten. Die Stadt dehnt sich über die Grenzen der Oos hinaus aus.
1807 bis 1809 planen der Verleger Johann Friedrich Cotta und der Jurist Johann Ludwig Klüber zusammen mit Friedrich Weinbrenner den Badischen Hof, das erste Nobelhotel für den aufstrebenden Badeort. 1820 entsteht das Palais der Königin Friederike von Schweden, heute als LA8 bekannt.
1822 – 1824: Das zweite Konversationshaus, unser heutiges Kurhaus
entsteht nach den Plänen Friedrich Weinbrenners, stilistisch beeinflusst von den italienischen Tempelbauten, wie dem Minerva-Tempel von Assisi oder dem Tivoli, Sibyllen- und Vestatempel, deren Säulenkonstruktion umgeben von praktischen Alltagsbauten eine Einheit bildeten. Weinbrenner selbst schreibt
„Ich komponirte unterwegs bis Florenz und dann bis nach Rom eine Menge Gebäude, wozu ich meistentheils die Ideen von den gemeinen ländlichen Wohnungen nahm, indem mir diese Gebäude wegen ihrer mannigfaltigen Formen, Benutzung des Locals, der Materialien etc. oft weit ingeniöser und für ihr Bedürfniß zweckmäßiger als selbst manche große Palais zu seyn schienen.“ (um 1793)
(Quelle: Folie Dr. Schumann)
Dabei erschöpfte sich sein Werk keineswegs in der Planung und Realisierung von Bauten, seiner Vorstellung zufolge integrierte sich die bauliche Planung ganzheitlich in die umgebende Natur. Auch Details, wie die Planung von Spazier- und Wanderwegen zu sehenswerten Orten in der Umgebung gehörten zum Gestaltungsprozess. Ein moderner Ansatz und seiner Zeit weit voraus.
Für die Besucher der Veranstaltung bot der Abend neue, unterhaltsam dargebrachte, Erkenntnisse über unsere Stadt.
hier finden Sie Website der Friedrich Weinbrenner Gesellschaft